Pulverbandelier eines Musketiers

Deutschland, erstes Drittel 17. Jahrhundert

Replik von Armin König nach einem Original in der Emdener Rüstkammer

Rindslederriemen mit einklappbarem Schulterfilz

13 Pulvermaße, ohne Lederüberzug, an Lederriemchen befestigt

1 Zündkrautfläschchen mit Tülle und Federverschluß

1 Ölfläschchen

Kugelbeutel für ca. 10 Kugeln und Krätzer.

Gezwirnte Hanflunte, Durchmesser 8 mm

Die 13 Pulvermaße mit einer Innenbohrung von 12x100 mm (11,3 ccm) entsprechen den Abmessungen des Originals und fassen ca. 11,3 g Schwarzpulver (175 Grain), was auf ein relativ schwaches Kaliber der zugehörigen Muskete hindeutet.

Die bei Luntenschloßmusketen verwendete Ladung entsprach der im 17. Jahrhundert in der Regel üblichen Pulvermenge entsprechend des halben Kugelgewichts. Dies bedeutete, daß bei einer Rundkugel von 16,8 mm (18 Kugeln/Pfund), welche aus den ab 1634 üblichen Musketenbohrungen von 17,4 mm (16 Kugeln/Pfund) oder 18 mm (15 Kugeln/Pfund) verschossen wurde, ca. 15 Gramm Schwarzpulver geladen wurden. Bei großen Musketenkalibern (Bohrung 19,7 mm oder 10 Kugeln/Pfund) wog die dazugehörige Kugel von 18,8 mm Durchmesser (Kaliber 12 Kugeln/Pfund) etwa 40 g. Diese erforderte eine Ladung von ca. 20 g Schwarzpulver. Zur Steigerung des Fassungsvermögens wurden die Pulvermaße deshalb konisch ausgedreht. Auch wenn das Pulver der damaligen Zeit bei weitem nicht die Offensivität heutiger Pulversorten erreichte, wird Reenactment-Anhängern frühneuzeitlicher Feuerwaffen dringend empfohlen, sich an die vom Beschußamt vorgegebenen maximalen Ladungsgrößen zu halten.

Die Bezeichnung "Zwölf Apostel" für die Pulvermaße, welche leider häufig zitiert wird, kam erst in neuerer Zeit in Gebrauch. Während des Dreißigjährigen Krieges läßt sich keine einzige Quelle nachweisen, die diesen Begriff verwendet. Die Zahl der verwendeten Pulvermaße betrug auch meist nicht 12, sondern schwankte zwischen 8 und 14.



Pulvermaße des Bandeliers. Die Detailaufnahme zeigt die Befestigung derselben an Lederbändchen (ein typisches Merkmal von Exemplaren des Emdener Zeughauses). In der Praxis, vor allem im rauhen Feldeinsatz, war dieses Befastigungsmittel allerdings wenig tauglich. In einem bayerischen Musterungsbericht des Regensburger Stadtobristen Alexander von Haslang aus dem Jahre 1606 heißt es deshalb auch, daß man zur Befestigung der Pulvermaße nicht "lidere rhüemlein [lederne Riemchen]", sondern "guete, starckhe träte schnierlein [gedrehte Schnürlein]" verwenden solle, "die Jm regen zu veld etwas erdulden khünnen, dann die rhümlein den nechsten erfault [weil die Riemlein beizeiten verfaulen]".



Detailansicht des Schulterfilzes. Weil bei den meisten Originalen verlorengegangen, wird dieses wichtige Detail auch in den wenigsten Fällen bei Nachbildungen berücksichtigt. Dieser Filz verhinderte nicht etwa das Einschneiden des Bandelierriemens. Vielmehr verminderte er den Druck der schweren Luntenschloßmuskete welche während des Marsches auf der Schulter getragen wurde. Der Filz läßt sich nach innen einklappen.



Pulverbandelier eines Musketiers, Version 2

Ein etwas weniger luxuriöser Nachbau eines Bandeliers steyerischer Herkunft mit 14 Pulvermaßen, welche für eine etwas stärkere Ladung ausgelegt sind, als beim obigen Modell. Die Pulvermaße sind innen konisch ausgedreht und fassen ca. 16,5 Gramm, entsprechend 250 Grain Pulver. Dies deutet auf eine zugehörige Muskete mit einem Laufkaliber von 18mm oder 15 Kugeln/Pfund hin. Ledereinfassung und Kugelbeutel sind handgenäht und extrem strapazierfähig.



Bei diesem äußerst robusten Bandelier wurde der Ratschlag des wackeren bayerischen Obristen von Haslang berücksichtigt und die Pulvermaße mit "gueten, starckhen träten schnierlein [gedrehten Schnürlein]" befestigt, die auch bei häufigem Regenwetter nicht so schnell verrotten. Diese Schüre sind mit Schusterpech behandelt und sehr reißfest.



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