Luntenschlossmuskete, Suhl um 1600

Nachbau einer Luntenschlossmuskete nach einem Original in Privatbesitz. Ein identisches Exemplar befindet sich im Depot des Historischen Museums Basel. Herstellungsort des Originals: Suhl ca. 1600

Gesamtlänge: 167 cm
Lauflänge: 126 cm

Kaliber (Bohrung): 18 mm (16 Kugeln/Pfund)

Gewicht: 7300 g

Lauf mit eingeschobenem Korn und (wie beim Original) mit gebläuter Kimme, durchgehend oktagonal, im Mündungsbereich leicht gestaucht. Pfannentrog mit eingeschmiedetem Andreaskreuz. Drei im Bereich der Pulverkammer befindliche Meister- und Beschaumarken sind durch Signaturmarken des Herstellers ersetzt. Buchenholzschaft geschwärzt und geölt. Ein Ladestockband und Schaftabschlussband im Mündungsbereich. Hölzerner Ladestock. Metalldopper mit Innengewinde zum Einschrauben eines Krätzers. Luntenschloss mit 2-fach verschraubter, rechteckig-trapezförmiger Schlossplatte. Abzug mit einfachem Hebelmechanismus ohne Schutzbügel.

Obwohl um 1600 das Musketenkaliber allgemein größer war (Bohrungen bis 21,6 mm oder 8 Kugeln pro Pfund waren nicht ungewöhnlich) wurden in Suhl auf Bestellung vor allem für den süddeutschen, den österreichischen und den Schweizer Markt Musketenrohre häufig auch auf ein Kaliber von 17,5-18 mm (16 Kugeln/Pfund) gebohrt, aus welchem eine Rollkugel von ca. 16,8-17,0 mm (18 Kugeln/Pfund) verschossen werden konnte. Dieses Kalibermass war ein Überbleibsel der vor den Musketen gebräuchlichen Halbhaken des 16. Jahrhunderts, welche auch meist auf eine Rohrseele von 18 mm gebohrt waren. Dieses Rohrkaliber wurde später (ab ca. 1634) auf dem deutschen Kriegsschauplatz auch für Musketen wieder allgemein gebräuchlich, nachdem für diese Waffen (vor allem zwischen 1605 und 1616) zeitweise relativ grosse Rohrkaliber üblich geworden waren (vgl. de Geyn).



Der Lauf des Suhler Originals im Bereich der Pulverkammer mit abgenommenem Pfannendeckel und Feuerschirm. Die unteren beiden Schmiedemarken sind die des Laufschmiedes und Gewehrhändlers. Oben der Beschaustempel von Suhl (SVL).



Das gleiche Detail bei der Replik. Der Suhler Beschaustempel und die Schmiedemarken sind durch Meistermarken von Armin König ersetzt. Hier zu sehen die aufwändig mit Schwalbenschwanzpassung eingeschobene und gebläute Kimme. Der leichte Überstand des Gewindes der Laufbefestigungsschraube ist typisch und bei nahezu allen Originalen vorhanden. Die Fertigung von Gewindeschrauben war im 17. Jahrhundert aufwändig. Da Längentoleranzen kaum zu vermeiden waren, stellte man die Schraube etwas länger her, um sicherzustellen, daß die Gewindegänge alle griffen. Zusätzlich unterlag das Holz des Schaftes im Lauf der Jahrhunderte einem nicht unerheblichen Schwindungsprozeß, so daß durch schrittweises Nachstellen der Schraube diese mehr und mehr nach oben heraustrat.



Dieses Detail (Original) zeigt die Metallplatte am Kolbenboden der Muskete. Zur Erhöhung der Feuer-geschwindigkeit ersparten sich viele Musketiere das langwierige Verdämmen der Ladung mit dem Ladestock. Nach dem Einbringen der Pulverladung ließ der Schütze die Bleikugel in den Lauf rollen und verdichtete die Ladung lediglich durch kurzes Aufstoßen des Kolbenendes auf den Boden. Dies ging zwar schneller, hatte jedoch einen großen Nachteil, dass dem Schützen, wenn er bergab schießen mußte, wegen der fehlenden Verdämmung die Kugel aus dem Lauf rollen konnte. Eine Situation, welche relativ häufig vorkam.

Die Detailansicht des Nauchbaus im Mündungsbereich zeigt die durchgehend oktagonale Ausführung des Laufes (auch an der Unterseite). Deutlich wird auch die verhältnismässig massive Wandungsstärke, welche in Bezug auf das Gesamtgewicht dr Waffe nicht unerheblich zu Buche schlägt. Der Dopper des Ladestocks entspricht in Form und Ausführung dem Original. Die mit Kupferlot verlötete Metallhülse ist zur Befestigung eines Krätzers mit einem Innengewinde versehen. Der scharfkantige Vorderabschluß verhindert ein Vorbeigleiten des Ladestockes beim Hinabstoßen des Verdämmungspfropfes in Richtung Pulverkammer.





Schlossplatte des Suhler Originals im Detail



Schlossansucht des Nachbaus. Ein einfacher Hebelmechanismus in Verlängerung der Schloßstange bildet die Abzugsvorrichtung. Die Schlossplatte ist zweifach verschraubt. Die mittlere Schraube bildet das Drehlager für die Schloßstange. Das Hervortreten einiger Schraubengänge ist normal und ein Kennzeichen für die Originalität von Luntenschlössern.